Für Merkur, den Herrscher der Zwillinge, hätten sich in der Nordstadt ja nun wirklich einige Stars und Sternchen angeboten. Nun ist die Sonne schon in den Krebs gewandert und ich habe nicht einen von ihnen zu meinem Zwillings-Nordstadt-Merkur erkoren.
Woran lag’s? Der Götterbote war rückläufig! Gute Ausrede? Was soll das überhaupt heißen?
Nein, Planeten wandern nicht wirklich rückwärts. Das sieht nur von der Erde betrachtet so aus, weil die Eigenbewegung unseres Planeten relativ zu den anderen ist und die Umlaufbahn des Merkur verflixt ellyptisch.
Woraus sich schon ersehen lässt, dass Merkur ein feiner Trickser ist. Mich hat er in seiner Rückläufigkeit vom 20.5. bis 12.6. jedenfalls astrein ausgetrickst. Erst konnte ich mich kaum entscheiden zwischen Nordmarkt, Radio, Bildungszentren, Spielhöllen, Sportvereinen… Dann war ich unkonzentriert und durchgehend bildete ich mir ein, noch jede Menge Zeit zu haben … die verging und dahinfloss, ohne dass ich euch einen Nordstadtmerkur anbot. Huch? Schon der 21. Juni?
Wer nicht glaubt, dass das typisch für die Zeiten des rückläufigen Merkur ist, kann ja nachgucken im Blog von Astrologos (siehe Lesezeichen).
Seinen römischen Namen Merkur hat er vom lateinischen Wort merx = Ware – weshalb zum Beispiel der Nordmarkt mit all seinen Händlern und Tricksern ein guter Nordstadtmerkur gewesen wäre.
Sein griechischer Name Hermes wird auf das Wort herma = Fels, Stein zurückgeführt. Man errichtete Steinhaufen als eine Art Wegweiser, um Wanderern zu signalisieren, dass sie sich nicht verirrt hatten und immer noch auf dem damals oft nicht eindeutig erkennbaren Wege waren – oder auch nicht. Jeder erfreute Passant legte selbst einen Stein dazu, so dass die hermai stetig grösser und schon von weitem sichtbar wurden.
Wie sein Zwillingszeichen ist er ein Luftikus, schnell wie der Wind mit Flügelchen an den Sandalen und am Hut.
Giambologna, Mercurio, 1580
Flügelchen, die jede Busfahrerin zu schätzen wüsste, die die Mallinckrodtstraße zu Stoßzeiten zwischen Münsterstraße und Borsigplatz entlangfahren muss. Wer quält sich schon gern auf der Linie 456 (die Merkur in Sachen Ellypsigkeit alle Ehre macht) durch dieses Nadelöhr? Da hilft nur eines: Kommunikation – und auch dafür steht unser Freund, der Götterbote: Reden, Schreiben, Telefonieren, Menschen vernetzen sind Merkurs bevorzugte Tätigkeiten.
Unsere Freunde von der GdL – was machen eigentlich eure Verhandlungen? Man hört gar nix mehr! – werden übrigens auch von Merkurs Flügelchen behütet. Schätze, er hat nix dagegen, wenn sie neben den Zugbegleitern zukünftig auch die Busfahrer vertreten dürften, die eine kämpferische Gewerkschaft brauchen könnten….
„Sie wollen schwitzen, Körper an Körper, ruckeln und stoßen, von vorne, von hinten? Wollen Sie das wirklich? Dann nehmen Sie den Bus!“ (tja, das konnte ich mir mal wieder nicht verkneifen)
Was mit mir los ist?
Nein, ich habe nicht schon wieder Konzentrationsschwierigkeiten, sondern versuche, aufzuholen, was ich verbaselt habe. Statt eines Nordstadtmerkurs biete ich einfach drei Kurzgeschichten zum Thema BUSFAHREN an. Aus der Werkstatt Dorka-Dreier-Petermeier. Entstanden sind sie bereits 2011, als die Stadtwerke einen Schreibwettbewerb veranstalteten und hoch und heilig versprachen, alle Teilnehmerinnen zu benachrichtigen. Helmut Dreier und ich haben nie wieder von ihnen gehört – vermutlich war Merkur rückläufig. Verziehen habe ich ihnen nur, weil sie mir zum Zehnjährigen meines Ticketabos das hübsche Foto verehrten, das ihr bei den Kurzgeschichten findet. Zehn Jahre ÖPNV und die Freundschaft mit einer Busfahrerin sorgten übrigens dafür, dass ich die meisten in meiner Geschichte beschriebenen Ereignisse in Echt erleben durfte, sprich: mich blendend amüsiert habe.
Veröffentlicht werden unsere Geschichten erst jetzt und nach allerhand Korrekturen.
Dazu ist Merkurs Rückläufigkeit nämlich da! Sie bietet eine gute Gelegenheit, Fehler zu bemerken und Korrekturen zu machen.
Um Merkur als Nordstadtstern herummogeln kann ich mich sowieso nicht: ebenso wie die Venus beherrscht er zwei Tierkreiszeichen, sprich: wenn die Sonne im August/September durch die Jungfrau zieht, kriegt ihr euren Nordstadtmerkur.
Also: ab geht die merkurische Post auf „Kurzgeschichten/Bus fahren“ und ihr findet
Astrid Petermeier: Was für eine Karriere!
Helmut Dreier: Die Busfahrt
Jette Dorka: Buswartehäuschen Nr. 12
Wenn sie gefallen oder auch nicht, freue ich mich auf eure Kommentare.
Derweil heule ich den Mond an – der jetzt in der Krebszeit dran ist.